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Beitrag vom 14.04.2009
C´est La Vie - So sind wir, so ist das Leben
Tatjana Zilg
Die französische Familienkomödie erhielt bereits drei Césars. Regisseur Remi Bezancon erfand mit ihr eine neue Art, von den Konflikten zwischen den Generationen zu erzählen. Anhand von nur fünf ...
... verfilmten Tagen gelingt es ihm, tief in das Beziehungs-Spannungsfeld einer fünfköpfigen Familie einzudringen. Ablösedrang, Geborgenheits-Sehnsüchte und Identitätsfindung prallen aufeinander und lassen keine Langeweile aufkommen.
Das Dilemma der drei Geschwister Albert (Pio Marmaï), Raphaël (Marc-André Grondin) und Fleur (Déborah François) liegt nicht darin, dass ihre Eltern Marie-Jeanne (Zabou Breitman) und Robert (Jacques Gamblin) zu streng sind oder kein Verständnis für ihre Lebenswelt haben. Dennoch machen es die beiden Midlifer ihren Kindern alles andere als einfach, erwachsen zu werden und zugleich mit ihnen in Austausch und Kontakt zu bleiben.
Der Film beginnt mit dem Tag, an dem der älteste Sohn Albert seinen Wunsch, von zu Hause auszuziehen, Realität werden lässt. Er möchte in ein kleines Mansardenzimmer im Haus seines Großvaters ziehen und sorgt bei der Restfamilie für Verwirrung und Enttäuschung. Dabei ist er schon zwanzig Jahre alt und durch ein erfolgreich begonnenes Medizinstudium ein Sohn, auf den die Eltern eigentlich stolz sein könnten. Insgeheim hoffen die verbliebenen vier Familienmitglieder, dass er schon bald freiwillig an den gemeinsamen Abendbrottisch zurückkehren wird. Dem ist nicht so, Albert freut sich über die Unabhängigkeit und verliebt sich in seine neue Nachbarin.
Das Abenteuer des Abschieds von der Kindheit
Zurückgelassen hat er eine Familie, die gern die schönen Seiten des Lebens genießt, aber dabei des Öfteren aus den Augen verliert, in schwierigen Situationen zusammenzuhalten. Die Mutter überwindet schnell ihre Resignation über den Auszug ihres Lieblingssohns und schreibt sich für ein Kunststudium ein. Ihr mittleres Kind Raphaël wird somit zu ihrem Kommilitonen, lässt sich aber eher selten im Hörsaal blicken.
Die jüngste Tochter Fleur, gerade erst in die Pubertät kommend, erhält wenig Unterstützung bei der schwierigen Aufgabe, das Ende der Kindheit zu akzeptieren.
Sie betet Kurt Cobain an und begibt sich mit sechzehn Jahren in die turbulente Welt der Jugendkultur. Sascha, Sänger einer lokalen Rockband, soll ihr Freund werden, will aber nach dem ersten Mal nichts mehr von ihr wissen. Glücklicherweise nimmt ihr Bruder Albert die Sache in die Hand und sorgt für Rache an dem egozentrischen Rock-Ministar.
Die Eltern scheinen unterdessen das Interesse an den Kindern verloren zu haben und sind sehr mit eigenen Problemen befasst. Robert erlebt immer stärker das Verhalten seines Vaters als Abweisung und kämpft mit einem Minderwertigkeitskomplex, weil er es lediglich zum Taxifahrer gebracht hat. Marie-Jeanne fühlt sich durch Fleurs Erwachsenwerden vor allem mit der Tatsache des eigenen Älterwerdens konfrontiert, während ihre Tochter sich tief in die Welt des Grunge hineinziehen lässt, gleichzeitig ihre Sehnsucht nach Geborgenheit immer unerfüllter in sich spürt. Auch Raphaël verliert den Boden unter den Füßen, zieht mit Mitte Zwanzig wieder im Elternhaus ein, lässt sich in den Tag hineintreiben und träumt ausgiebig von seiner vergangenen Jugendliebe. Erst sein Großvater ermöglicht ihm durch eine Art Nachhilfe-Unterricht in Weinkunde einen Weg zurück in ein selbständiges Leben.
Eine Familienbiographie in fünf Tagen
Diese Handlung wird auf fünf Tage konzentriert, die in der großen Zeitspanne von zwölf Jahren angesiedelt ist, wobei die Ereignisse ineinander verschachtelt und mit weiteren Rückblicken ergänzt werden. Daraus ergeben sich jedoch keine Verständnis-Schwierigkeiten für das Kinopublikum, was auch daran liegt, dass die Kamera einzelne, eher unkomplizierte Ereignisse ausführlich nachverfolgt, während andere tragische Geschehnisse nur angedeutet werden, sich aber trotzdem aus dem Gesamtkontext gut erschließen.
AVIVA-Tipp: Einige Male entsteht wegen der großen Zeitsprünge spontan der Eindruck, dass Wichtiges fehlt, doch im Nachhinein zeigt sich, dass gerade durch die scheinbare Darstellung von Nebensächlichkeiten ein schlüssiges Gesamtbild hervorgerufen wird. Die Aufmerksamkeit wird dadurch auf Aspekte in der Familiendynamik gelenkt, die sonst vielleicht übersehen worden wären. Darüber hinaus zeichnet sich "C´est la vie", der in Frankreich schnell zum Publikumsliebling wurde, durch einen modernen Humor, der geschickt zwischen den Attributen Bitterböse und Leichtfüßig balanciert, und packend inszenierende Bilder aus.
C´est la vie - So sind wir, so ist das Leben
Originaltitel: Le premier jour du reste de ta vie
Frankreich 2007
Regie und Drehbuch: Remi Bezancon
DarstellerInnen: Jacques Gamblin, Zabou Breitman, Déborah François, Pio Marmaï, Marc-André Grondin
Filmlänge 113 Minuten
FSK 12
Kinostart: 23. April 2009
Verleih: Kinowelt
C´est la vie - So sind wir, so ist das Leben wurde mit drei Césars in den Kategorien Beste weibliche Newcomerin (Deborah Francois), Bester männlicher Newcomer (Marc-André Grondin) und Bester Schnitt (Sophie Reine) ausgezeichnet.
Der Film im Netz:
www.cestlavie.kinowelt.de